Hinten Business, vorne Party - Warum Danny Latza so 11FREUNDE

Danny Latza hatte sich Zeit gelassen. 33 Bundesligaspiele und weitere sieben Monate dank seiner Adduktorenverletzung, die erst im vergangenen Dezember auskuriert war. Dann kam der Hamburger SV und Latza nahm Maß: zum 1:1, 2:1, 3:1. Immer von der Strafraumkante gefühlig ins lange Eck – zweimal unten, einmal oben. Spätestens da wusste jeder, wer der Mainzer ist.
Zwischen Jungprofi und Opelgang
Es war nicht nur ein perfektes Startelfcomeback, es waren auch die ersten drei Bundesligatore für Danny Latza. Eine Gemengelage, in der das Wort „Hattrick“ für die Beschreibung des Kunststücks gar nicht auszureichen scheint.
Als U19-Europameister von 2008 – nicht in der legendären Truppe von 2009 mit Boateng, Özil und Co., sondern in der Vorgängerversion mit Dennis Diekmeier und Richard Sukuta-Pasu – hatte sich Latza ins Gedächtnis von Schalke-Trainer Fred Rutten gespielt, der ihn am 14. Februar 2009 gegen Bochum debütieren ließ. Mit einem als Frisur getarnten Straßenkötervokuhila. Vorne Business, hinten Party. Brillanten im Ohr, Sonnenstudiobraun. Irgendwo zwischen Jungprofi und Opelgang.
Aussortiert unter Felix Magath
Der Junge aus Gelsenkirchen-Ückendorf hätte er alles mitgebracht, um sich zu einer Identitätsfigur der Schalker Fans zu entwickeln. Doch einen Sommer und einen Fußbruch später war Latza unter Felix Magath und dessen ausschweifender Transferpolitik schon wieder aussortiert.
„Ich darf jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken“, sagte der Juniorennationalspieler, als er zusammen mit Schalkes U23 in der vierten Liga spielte. Von der Profikarriere schien er zu diesem Zeitpunkt genauso weit entfernt wie die Mondpalast-Arena vom Parkstadion. Die Versenkung kam bedrohlich nah.
4D-Blick für die Kollegen
Doch über Darmstadt und Bochum kam er im Sommer 2015 zum FSV Mainz. Latza hatte sich nicht nur in den Profifußball zurückgekämpft, sondern bestach durch sein enorm gutes Auge und Stellungsspiel in der Ballannahme. Spielverlagerung.de hielt bereits zu dieser Zeit fest: „Latza scheint bei eigenem Ballbesitz über einen High-Speed-4D-Blick zu verfügen. Das Timing und die Drehbewegung bei der Ballannahme sind nahezu immer perfekt auf das Anlaufen der Gegenspieler und die Bewegungen der Mitspieler abgestimmt.“
Seine Bewegungen in Bochum erinnerten an Spielmacher der ganz alten Schule, die immer dort waren, wo auch der Ball war. In der Defensivbewegung agierte er sehr weiträumig und zugleich mit viel Körperhärte. Andersherum gewann er viele Duelle im Klein-Klein und schuf durch intelligente Pässe viele freie Räume für seine Mitspieler. Ein 4D-Blick für seine Kollegen eben.
Und auch in Bochum fiel er durch viele geschickte Fouls auf. „Man muss auch mal einen weghauen“, sagte er in dieser Woche lapidar im Kicker-Interview. Beim VfL hatte er den Ersatz für Leon Goretzka gemimt, der ausgerechnet zu Schalke 04 gewechselt war. In Mainz wurde er für Johannes Geis geholt, der in Gelsenkirchen anheuerte. Die Opelgang war Latza längst ausgetrieben worden.
Ungefährdet und unauffällig
Aber warum gerät der Mainzer erst in den letzten Wochen in den Fokus? Nun, im vergangenen Jahr zwangen ihn die Leisten saisonübergreifend zu einer siebenmonatigen Verletzungspause. In den eineinhalb Jahren zuvor hatte Latza einen ungefährdeten, aber auch unauffälligen Stammplatz inne. Im zentralen Mittelfeld neben Ex-Kapitän Julian Baumgartlinger war das Mainzer Spiel auf defensiver Stabilität ausgerichtet. Gegner wurden in Manndeckung genommen, ausschweifende Ausflüge in die Offensive nur ungern gesehen. Der Ball sollte schnell durch schnelle, kreative Pässe in die Spitze gespielt werden.
Verkappte Innenverteidiger
Das hat sich in dieser Saison nur unwesentlich verändert. Es ist kein Zufall, dass sowohl Latza, als auch Jean-Philippe Gbamin und André Ramalho verkappte Innenverteidiger sind, diese Position noch spielen oder in der Jugend jahrelang ausgeübt haben.
Diese Stabilität gepaart mit einem übersichtlich Passspiel ist für Trainer Martin Schmidt noch wichtiger geworden, seitdem Yunus Malli nicht mehr zum Kader gehört und das Offensivspiel mit Levin Öztunali, Bojan Krikic, Jairo Samperio und Jhon Cordoba noch mehr auf Konter und schnell vorgetragene Angriffe ausgelegt ist. Small-Ball, wie es die US-Amerikaner nennen würden.
Small Ball in Mainz
Dazu benötigt es auf dem Basketball-Court kleine, dynamische Spieler mit großem Ballgefühl, die sich einen Geschwindigkeitsvorteil erspielen und in der Rückwärtsbewegung trotzdem rücksichtslos Zweikämpfe gewinnen. Kurz: Hinten Business, vorne Party. Wer wäre dazu besser geeignet als Danny Latza?
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