Hinten Business, vorne Party - Warum Danny Latza so 11FREUNDE

Publish date: 2024-11-14

Danny Latza hatte sich Zeit gelassen. 33 Bun­des­li­ga­spiele und wei­tere sieben Monate dank seiner Adduk­to­ren­ver­let­zung, die erst im ver­gan­genen Dezember aus­ku­riert war. Dann kam der Ham­burger SV und Latza nahm Maß: zum 1:1, 2:1, 3:1. Immer von der Straf­raum­kante gefühlig ins lange Eck – zweimal unten, einmal oben. Spä­tes­tens da wusste jeder, wer der Mainzer ist.

Zwi­schen Jung­profi und Opel­gang

Es war nicht nur ein per­fektes Star­t­elf­come­back, es waren auch die ersten drei Bun­des­li­ga­tore für Danny Latza. Eine Gemenge­lage, in der das Wort Hat­trick“ für die Beschrei­bung des Kunst­stücks gar nicht aus­zu­rei­chen scheint.

Als U19-Euro­pa­meister von 2008 – nicht in der legen­dären Truppe von 2009 mit Boateng, Özil und Co., son­dern in der Vor­gän­ger­ver­sion mit Dennis Diek­meier und Richard Sukuta-Pasu – hatte sich Latza ins Gedächtnis von Schalke-Trainer Fred Rutten gespielt, der ihn am 14. Februar 2009 gegen Bochum debü­tieren ließ. Mit einem als Frisur getarnten Stra­ßen­kö­ter­vo­kuhila. Vorne Busi­ness, hinten Party. Bril­lanten im Ohr, Son­nen­stu­dio­braun. Irgendwo zwi­schen Jung­profi und Opel­gang.

Aus­sor­tiert unter Felix Magath

Der Junge aus Gel­sen­kir­chen-Ücken­dorf hätte er alles mit­ge­bracht, um sich zu einer Iden­ti­täts­figur der Schalker Fans zu ent­wi­ckeln. Doch einen Sommer und einen Fuß­bruch später war Latza unter Felix Magath und dessen aus­schwei­fender Trans­fer­po­litik schon wieder aus­sor­tiert.

Ich darf jetzt nicht den Kopf in den Sand ste­cken“, sagte der Junio­ren­na­tio­nal­spieler, als er zusammen mit Schalkes U23 in der vierten Liga spielte. Von der Pro­fi­kar­riere schien er zu diesem Zeit­punkt genauso weit ent­fernt wie die Mond­pa­last-Arena vom Park­sta­dion. Die Ver­sen­kung kam bedroh­lich nah.

4D-Blick für die Kol­legen

Doch über Darm­stadt und Bochum kam er im Sommer 2015 zum FSV Mainz. Latza hatte sich nicht nur in den Pro­fi­fuß­ball zurück­ge­kämpft, son­dern bestach durch sein enorm gutes Auge und Stel­lungs­spiel in der Ball­an­nahme. Spiel​ver​la​ge​rung​.de hielt bereits zu dieser Zeit fest: Latza scheint bei eigenem Ball­be­sitz über einen High-Speed-4D-Blick zu ver­fügen. Das Timing und die Dreh­be­we­gung bei der Ball­an­nahme sind nahezu immer per­fekt auf das Anlaufen der Gegen­spieler und die Bewe­gungen der Mit­spieler abge­stimmt.“

Seine Bewe­gungen in Bochum erin­nerten an Spiel­ma­cher der ganz alten Schule, die immer dort waren, wo auch der Ball war. In der Defen­siv­be­we­gung agierte er sehr weit­räumig und zugleich mit viel Kör­per­härte. Anders­herum gewann er viele Duelle im Klein-Klein und schuf durch intel­li­gente Pässe viele freie Räume für seine Mit­spieler. Ein 4D-Blick für seine Kol­legen eben.

Und auch in Bochum fiel er durch viele geschickte Fouls auf. Man muss auch mal einen weg­hauen“, sagte er in dieser Woche lapidar im Kicker-Inter­view. Beim VfL hatte er den Ersatz für Leon Goretzka gemimt, der aus­ge­rechnet zu Schalke 04 gewech­selt war. In Mainz wurde er für Johannes Geis geholt, der in Gel­sen­kir­chen anheu­erte. Die Opel­gang war Latza längst aus­ge­trieben worden.

Unge­fährdet und unauf­fällig

Aber warum gerät der Mainzer erst in den letzten Wochen in den Fokus? Nun, im ver­gan­genen Jahr zwangen ihn die Leisten sai­son­über­grei­fend zu einer sie­ben­mo­na­tigen Ver­let­zungs­pause. In den ein­ein­halb Jahren zuvor hatte Latza einen unge­fähr­deten, aber auch unauf­fäl­ligen Stamm­platz inne. Im zen­tralen Mit­tel­feld neben Ex-Kapitän Julian Baum­gart­linger war das Mainzer Spiel auf defen­siver Sta­bi­lität aus­ge­richtet. Gegner wurden in Mann­de­ckung genommen, aus­schwei­fende Aus­flüge in die Offen­sive nur ungern gesehen. Der Ball sollte schnell durch schnelle, krea­tive Pässe in die Spitze gespielt werden.

Ver­kappte Innen­ver­tei­diger

Das hat sich in dieser Saison nur unwe­sent­lich ver­än­dert. Es ist kein Zufall, dass sowohl Latza, als auch Jean-Phil­ippe Gbamin und André Ramalho ver­kappte Innen­ver­tei­diger sind, diese Posi­tion noch spielen oder in der Jugend jah­re­lang aus­geübt haben.

Diese Sta­bi­lität gepaart mit einem über­sicht­lich Pass­spiel ist für Trainer Martin Schmidt noch wich­tiger geworden, seitdem Yunus Malli nicht mehr zum Kader gehört und das Offen­siv­spiel mit Levin Özt­u­nali, Bojan Krikic, Jairo Sam­perio und Jhon Cor­doba noch mehr auf Konter und schnell vor­ge­tra­gene Angriffe aus­ge­legt ist. Small-Ball, wie es die US-Ame­ri­kaner nennen würden.

Small Ball in Mainz

Dazu benö­tigt es auf dem Bas­ket­ball-Court kleine, dyna­mi­sche Spieler mit großem Ball­ge­fühl, die sich einen Geschwin­dig­keits­vor­teil erspielen und in der Rück­wärts­be­we­gung trotzdem rück­sichtslos Zwei­kämpfe gewinnen. Kurz: Hinten Busi­ness, vorne Party. Wer wäre dazu besser geeignet als Danny Latza?

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