Bis zu 20 Prozent strker

Publish date: 2024-11-20

Herr Lutz, mal ehr­lich, als Sie die BVB-Profis mit Ihren kleinen Bällen und den kom­pli­zierten Über­kreuz­übungen kon­fron­tierten, wurden Sie von denen wirk­lich ernst genommen?

Ja, absolut. Ich war selber ein wenig über­rascht. Fuß­baller sind ja nicht immer ganz ein­fach. Aber die Reak­tion war über­ra­gend. Alle Spieler waren total begeis­tert, hatten viel Spaß und arbei­teten akri­bisch mit.

Sie spre­chen von einem Gehirn­ent­fal­tungs­trai­ning. Mit Ver­laub, was bringt das einem Pro­fi­fuß­baller auf dem Platz?

Durch Life Kinetik werden die räum­liche Wahr­neh­mung und die koor­di­na­tiven Fähig­keiten ver­bes­sert, der Spieler kann schneller Ent­schei­dungen treffen und damit die Feh­ler­quote mini­mieren. Ziel ist es, durch ständig neue Bewe­gungs­auf­gaben, bei denen viele Dinge wahr­ge­nommen und ver­ar­beitet werden müssen, die Ver­knüp­fung von Gehirn­zellen zu errei­chen. Man kann sagen, das Gehirn wird durch Life Kinetik dazu ange­regt, kreativ zu werden.

Wie sieht so eine Übung aus?

Der Spieler steht bei­spiels­weise mit dem Rücken zu mir. Ich klemme mir einen Gym­nas­tik­ball zwi­schen die Beine. Der Ball hat eine von vier ver­schie­denen Farben. Und dann habe ich noch vier Jon­glier­bälle in der Hand – eben­falls in vier ver­schie­denen Farben. Ich sage dann an, in welche Rich­tung der Spieler sich drehen muss. Eine gerade Zahl heißt rechtsrum, unge­rade linksrum. Anhand der Farbe des Balls zwi­schen meinen Beinen muss der Spieler ent­scheiden, welche beiden Bälle er fangen soll. Die Kom­bi­na­tionen sind vorher fest­ge­legt worden.

Hört sich sehr schwierig an…

Es gibt ein­fa­chere Übungen. Aber es geht auch nicht darum, eine Übung per­fekt zu beherr­schen. Es geht um die Ver­net­zung im Gehirn. Und die erreiche ich schon, indem ich die Übung ernst­haft mache. Aber Fuß­baller sind nun einmal Leis­tungs­sportler und damit sehr ehr­gei­zige Men­schen.

Um wie viel Pro­zent lässt sich denn das Leis­tungs­po­ten­zial einer Fuß­ball­mann­schaft durch Arbeit stei­gern?

Das ist sehr schwer zu sagen. Aber ich bin davon über­zeugt, dass eine Mann­schaft um bis zu 20 Pro­zent stärker werden kann.

Wie kam es über­haupt zu dem Enga­ge­ment bei Borussia Dort­mund?

Jürgen Klopp hat im März einen Bei­trag im ZDF gesehen. Es ging um meine Zusam­men­ar­beit mit Felix Neu­reu­ther. Felix war davor schon ein unglaub­li­ches Bewe­gungs­ta­lent, hatte aber deut­liche Wahr­neh­mungs­schwä­chen, was für einen Sla­lom­fahrer natür­lich pro­ble­ma­tisch ist. In der Saison 2006/2007 schied Felix bei über 60 Pro­zent aller Rennen aus. Im ver­gan­genen Winter kam er immer ins Ziel. Felix sagt, das habe er Life Kinetik zu ver­danken. Und das hat wie­derum den Jürgen Klopp so fas­zi­niert, dass er auf mich zuge­kommen ist.

Es würde nicht ver­wun­dern, wenn im Aus­land schon länger diese Methode ange­wandt wird. Der deut­sche Fuß­ball gilt nicht gerade als Trend­setter.

In diesem Fall aber schon. Ich kenne außer Borussia Dort­mund keinen anderen Klub, der auf solche Übungs­formen setzt.

Wie viel Zeit nehmen Ihre Ein­heiten in Anspruch, leidet dar­unter nicht der kon­ven­tio­nelle Trai­nings­be­trieb?

Der zeit­liche Auf­wand hält sich in Grenzen. Zweimal eine Stunde pro Woche, mehr bringt nichts, ja kann sogar schäd­lich sein. Das Gehirn braucht eine Adap­ti­ons­zeit, um das Gelernte zu ver­ar­beiten. Man darf es nicht über­reizen.

Und wie stellen sich die Fuß­baller im Ver­gleich zu Felix Neu­reu­ther an?

Der Felix spielt in einer anderen Bewe­gungs­liga, den darf man mit nie­mandem ver­glei­chen, auch nicht mit seinen Ski­fah­rer­kol­legen. Die Jungs beim BVB machen ihre Sache sehr gut.

Wenn Ihre Methode hilft, die Wahr­neh­mung zu ver­bes­sern, müsste Sie für Tor­hüter prä­de­sti­niert sein.

Auf jeden Fall. Viele Men­schen haben ein Pro­blem damit, bewegten Objekten mit den Augen zu folgen. Schwierig wird es zum Bei­spiel, wenn ein Ball von oben auf mich zukommt.

Erin­nern Sie sich an das kuriose Eigentor von Cottbus-Tor­hüter Tomislav Piplica?

Dieser fiese Ball, der zwi­schen Piplica und Latte runter fällt und von seinem Hin­ter­kopf ins Tor spickt?

Genau der.

Das war ein typi­sches Bei­spiel dafür, was schief gehen kann. Das Auge springt in einer sol­chen Situa­tion. Und bei jedem Sprung rechnet das Gehirn die Flug­bahn neu aus, was Zeit kostet. Das wurde Piplicia zum Ver­hängnis. Man kann dieses Springen des Auges durch spe­zi­elle Übungen ver­hin­dern.

Und was ist mit den Schieds­rich­tern?

Auch für die ist Life Kinetik ideal. Die Unpar­tei­ischen müssen in kür­zester Zeit Situa­tionen richtig wahr­nehmen und auf­grund dessen Ent­schei­dungen treffen.

Borussia Dort­mund ist Vor­reiter. Gibt es schon wei­tere Anfragen?

Im Sommer, bei einer Fuß­ball­leh­rer­ta­gung, habe ich mit einigen Trai­nern über Life Kinetik gespro­chen. Das Inter­esse war groß. Doch außer Jürgen Klopp ist danach keiner auf mich zuge­kommen. Inzwi­schen gibt es aber aus der Bun­des­liga meh­rere Inter­es­senten.

ncG1vNJzZmhpYZu%2FpsHNnZxnnJVkrrPAyKScpWeSnsBuxtRmaWlloKe8u7HNrWSsrFV4gGaNk6uinqpfaoN6f5Zw